Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?

Als 1994 der erste Christopher Street Day in Dresden stattfand, war die Welt eine andere. Der §175 war gerade erst endgültig abgeschafft. Von gleichgeschlechtlicher Ehe oder eingetragenen Partnerschaften keine Spur. Queeres Leben fand meist im Verborgenen statt, begleitet von Ausgrenzung, Angst und gesellschaftlicher Ablehnung. HIV galt noch immer als Todesurteil. Und selbst innerhalb der Community gab es kaum Bewusstsein für trans*, inter* und queere Realitäten.

Heute, 31 Jahre später, feiern wir den 32. CSD in Dresden. Vieles hat sich verändert – rechtlich, gesellschaftlich, sichtbar. Wir haben gekämpft, gestritten, uns Gehör verschafft – und wir haben gewonnen. Doch was wir erreicht haben, steht auf dem Spiel.

Was wir immer befürchtet haben, rückt näher. Was wir lange für überwunden hielten, ist wieder laut geworden.

Die letzten Wahlen in Europa, im Bund, in Sachsen – und sogar in den USA – zeigen: Der Wind dreht sich. Und er wird rauer.

Das Erreichte war nie selbstverständlich. Es war das Ergebnis jahrzehntelangen Engagements – von Aktivist*innen, von Vereinen, von CSDs wie diesem. Schritt für Schritt haben wir Politik und Gesellschaft überzeugt. Und wir haben dabei nie vergessen, worum es wirklich geht: um Menschenrechte. Um Würde. Um Sichtbarkeit. Um das Recht, so zu leben, wie wir sind.

Aber Errungenschaften sind nicht unantastbar. Rechte können auch wieder verloren gehen. Die Gefahr eines gesellschaftlichen Rückschritts liegt in der Luft – und dafür müssen wir nicht mal nach Amerika schauen. Mit dem Erstarken rechter Parteien geraten unsere Lebensrealitäten, unsere Rechte und unsere Sicherheit erneut ins Visier. Die politischen Realitäten nach den letzten Wahlen zeigen das überdeutlich: Es wird gekürzt, gestrichen, verdrängt. Strukturen, die wir über Jahrzehnte aufgebaut haben, geraten ins Wanken.

Die queere Community wird zum Ziel – politisch, finanziell, gesellschaftlich. Wir erleben nicht nur zunehmende Aggression im Alltag, sondern auch eine stille Aushöhlung durch finanzielle Kürzungen und politische Ignoranz.

Und wer jetzt noch glaubt, das alles gehe ihn oder sie nichts an, steckt den Kopf in den Sand.

Wo AfD & Co. hinwollen, ist längst kein Geheimnis mehr.

Und das betrifft uns alle.

Aber wir haben etwas entgegenzusetzen: Uns. Unsere Gemeinschaft. Unsere Geschichte. Unsere Stimme.

Auch nach diesen Wahlergebnissen: Wir bleiben da. Wir bleiben laut. Wir bleiben sichtbar.

Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?

Dafür gibt es den CSD.

Lasst uns auch dieses Jahr ein extrabuntes, lautes und unübersehbares Zeichen setzen –

gegen Gleichgültigkeit und Wegschauen, für Respekt, Sichtbarkeit, Gleichberechtigung, Liebe und Freiheit.

Politische Forderungen des CSD Dresden e.V.

  1. Erhalt und Ausbau der queeren Infrastruktur

Die queeren Vereine und Initiativen in Sachsen sind essenziell – für Bildung, für Beratung, für Schutzräume. Der Landesaktionsplan „Vielfalt“ muss nicht nur gesichert, sondern ausgebaut werden.

Die bisherigen Kürzungen treffen unsere Community mit voller Wucht. Was jahrelang mühsam aufgebaut wurde, droht verloren zu gehen. Wir fordern institutionelle Förderung statt unsicherer Projektanträge – und eine deutliche Nachbesserung im sächsischen Haushalt!

  1. Gleichstellung als gemeinsame Aufgabe in der Bundesregierung

Queere Belange dürfen nicht von der politischen Großwetterlage abhängen. Gleichstellung muss Aufgabe aller Ministerien und Teil der gesamten Regierungspolitik sein – und nicht vom Wohlwollen einzelner Koalitionspartner abhängen.

  1. Gesellschaftliche Akzeptanz stärken

Der Sachsen-Monitor zeigt es immer wieder: Ein Drittel der Menschen in Sachsen empfindet gleichgeschlechtliche Beziehungen als „unnatürlich“. Sogar unter den unter 30-Jährigen teilt mehr als ein Viertel diese Ansicht.

  • Statt Scheindebatten um „Genderverbote“ zu führen, fordern wir echte Maßnahmen:
  • Politische Bildung,
  • Aufklärungskampagnen,
  • klare Haltung gegen Queerfeindlichkeit,
  • und eine konsequente Sichtbarmachung von Vielfalt – auch in staatlichen Publikationen.
  1. Akzeptanz durch Bildung fördern

Schulen und Kitas sind Orte der Prägung. Dort muss Vielfalt nicht nur besprochen, sondern gelebt werden.

Wir fordern:

  • die verbindliche Verankerung queerer Inhalte in Lehrplänen,
  • regelmäßige Projekttage zu Lebens- und Liebensvielfalt,
  • Aufklärung bereits in der Kita,
  • und gezielte Aus- und Fortbildungen für Lehrkräfte und Erzieher*innen.

Ziel: Eine Schule ohne Diskriminierung. Eine Bildung, die alle mitdenkt.

  1. Queerfeindlichkeit klar benennen und konsequent verfolgen

Queerfeindliche Gewalt ist real – verbal, psychisch, physisch. Sie muss sichtbar gemacht und klar geächtet werden.

Wir fordern:

  • eine konsequente Strafverfolgung queerfeindlicher Übergriffe,
  • Sensibilisierung der Polizei, Justiz und Verwaltung,
  • sowie sichere Räume für queere Menschen – überall, auch in ländlichen Regionen.

Es darf keine No-Go-Areas für queeres Leben geben!

Unser Appell an die Politik:

Wir fordern alle demokratischen Parteien und Abgeordneten im Sächsischen Landtag auf:

Stellt euch an unsere Seite. Sprecht mit uns – nicht über uns. Fördert unsere Arbeit. Verteidigt unsere Rechte.

Denn Gleichstellung ist keine Meinungsfrage. Sie ist Menschenrecht.

vom April 2025

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